Ab dem 4.1.2015 veröffentlichen wir jeden Tag einen Vorschlag zur Verbesserung des von der Stadt Leonberg vorgelegten Entwurfs des Lärmaktionsplans. Am Ende der Einwendungsfrist am 31.1.2016 wird die gesamte Stellungnahme der AGVL in dieser Form vorliegen. Interessierte Bürger können sich bei eigenen Stellungnahmen gerne darauf beziehen und dadurch unsere Arbeit unterstützen

Lärmfolgen einschließlich Kosten

Wir begrüßen, dass der vorliegende Entwurf im Soundplangutachten auf die schwerwiegenden gesundheitlichen und teuren Folgen von Umgebungslärm eingeht und eine monetäre Bewertung dieser Folgewirkungen versucht wird. Wir haben dazu noch folgende Ergänzungen:

Die Gesundheitsgefährdung beginnt nicht erst bei den Grenzwerten nach Richterrecht (70 db(A) bei Tag, 60 db(A) bei Nacht). Aus medizinischer Sicht geht die Gefährdung bereits bei den Auslösewerten der Kartierung los. Zitat eines Lärmwirkungsforschers:

‘Alles was auf den Karten farbig ist, ist gefährlich‘.

Dies bedeutet für Leonberg, dass vor allem in der Kernstadt die Mehrheit der Einwohner durch den Umgebungslärm ein teils hohes Gesundheitsrisiko hinnehmen muss. Weiterhin ist zu erwähnen, dass es wissenschaftliche Hinweise gibt, dass die Liste, der durch Lärm verursachten Krankheiten und Störungen wesentlich umfassender ist, als bisher angenommen. So werden inzwischen nicht nur die Herz-Kreislaufkrankheiten genannt, sondern auch Despressionen, Niereninsuffizienz, Demenz, Diabetes, Entwicklungsstörungen bei Kindern oder bestimmte Krebsarten.

Gerade in Leonberg hört man oft von Betroffenen, dass z.B. die Autobahn oder die Güterzüge schon recht laut sind, aber man könne sich daran gewöhnen und dann sei alles nicht so schlimm. Wir hätten ja schließlich auch Vorteile von der guten Verkehrsanbindung. Letzteres stimmt zwar, aber leider ist dieser vermeintliche Gewöhnungseffekt nur ein subjektiver Eindruck und dieser Vorteil teuer erkauft. Das Ohr ist immer wach, der Körper reagiert daher immer und daher besteht für die meisten Einwohner Leonbergs ein überdurchschnittlich hohes Gesundheitsrisiko durch Verkehrslärm. In Verbindung mit dem ebenfalls erhöhten Risiko an den Folgen der hohen Schadstoffkonzentrationen zu erkranken oder vorzeitig zu sterben besteht daher akuter Handlungsbedarf. Schließlich ist das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit massiv berührt. Das Risiko wird erheblich unterschätzt. Es sterben jährlich um ein Vielfaches mehr Menschen vorzeitig an Lärm und Schadstoffen als an Verkehrsunfällen. Dazu folgende Links:

Professor Dr. Greiser, Gesundheitsfolgen Schienenlärm

Prof. Dr. Greiser, Vortrag beim Bahnlärmkongress 2015 in Boppard

Prof. Dr. Hellbrück, Vortrag beim Kongress 'Akustische Stadtgestaltung'

Umweltbundesamt UBA-Texte

Bisher kaum diskutiert ist eine spezielle Kostenwirkung, die zwar gerade in Leonberg oft beklagt wird, aber deren Ursache nicht benannt wird. Es gibt oft Klagen über die Kosten der hohen Schallschutznormen beim Bauen. Diese entstehen dadurch, dass beim Bauen mit Recht hohe Anforderungen an den Immissionsschutz gelten, aber nicht für die Immissionen der Verkehrswege, weil die Verkehrswege privilegiert sind. Die Kosten dieser Differenz werden somit von den Verursachern auf die Betroffenen abgewälzt. Dadurch wird das Bauen in Leonberg teuer und die Stadtentwicklung gehemmt. Wenn wir es schaffen, die Verkehrswege leiser zu machen, wird also dadurch automatisch das Bauen in Leonberg wieder billiger. Zu den Folgekosten ein Link auf einen Vortrag beim Kongress ‚Akustische Stadtgestaltung‘:

Prof. Dr. Giering, Vortrag zu den Folgekosten beim Kongress 'Akustische Stadtgestaltung'

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Lärmvermeidung und Lärmminderung erheblich billiger ist, als nichts zu tun. Lärm macht nicht nur nachweislich krank, sondern kostet der Allgemeinheit und vielen Bauherren sehr viel Geld.